Zieht hier eine WG für Menschen mit Demenz ein?
Ursprünglich wollte Schafflund ein neues Pflegeheim bauen – doch dafür fand sich bislang kein Träger
Helga Böwadt
Der erste Schritt zur Einrichtung einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz in Schafflund erfolgte auf der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung. Einstimmig wurde der Sozialausschuss unter der Vorsitzenden Swantje-Marie Petersen-Naujocks beauftragt, die bisherigen Überlegungen zur Realisierung eines „Lichthofs“ nach dem Vorbild des Amtes Hürup zu konkretisieren, konzeptionell angepasst an die Schafflunder Bedürfnisse.
Schon länger wurde das Thema Pflegeheim in den Ausschüssen diskutiert. Nach der Schließung des kleinen, privat und familiär geführten Pflegeheims „An den Auwiesen“ in Schafflund fand sich niemand, der diese Einrichtung mit bisher 17 Plätzen fortführen wollte, zumal es bei einem Wechsel keinen Bestandsschutz gegeben hätte.
Hohe Kosten erschweren Pläne für neues Pflegeheim
Einerseits wären also erhebliche Kosten für eine Anpassung an die heutigen Standards erforderlich gewesen, andererseits eine Reduzierung der Anzahl an Pflegeplätzen, was die Wirtschaftlichkeit infrage gestellt hätte. Vor diesem Hintergrund plante Andrea Heinemeier, Fraktionsvorsitzende des SSW, im Zuge der Überplanung des Areals „Alter Schulhof“ dort Platz für den Neubau eines Pflegeheims zu reservieren.
Schon beim ersten Workshop mit den Anwohnern warb sie in den Arbeitsgruppen für ihre Idee. Es wurde zunächst eine Fläche südlich des Planungsgebietes freigehalten. Anfragen bei Trägern von Pflegeeinrichtungen zeigten aber von deren Seite kein Interesse. Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist der Mangel an Pflegekräften.
Das in Schafflund ansässige „Haus am Mühlenstrom“ verfügt über 80 Pflegeplätze, wovon seit einigen Monaten 20 nicht belegt werden konnten wegen fehlenden Personals, fünf Stellen waren unbesetzt. „Inzwischen konnten wir zehn Plätze wieder vergeben“, sagte Einrichtungsleiter Erik Claußen auf Nachfrage. „Aber es ist nicht einfach, Menschen zu finden, die ihren Job mit Herz machen.“ Selbst bundesweit habe man eine Werbe-Kampagne gestartet.
Vor diesem Hintergrund wurden im Sozialausschuss Alternativen gesucht. Mitglieder des Ausschusses besuchten daraufhin Pflegeeinrichtungen für Menschen mit Demenz im Kreisgebiet. Besonders beeindruckte sie das Konzept des „Lichthofs“ im Amtsbereich Hürup. Hier finden jeweils zwölf an Demenz erkrankte Menschen in einer Wohngemeinschaft ein Zuhause.
Konzept aus Hürup stößt auf Begeisterung
Dabei handelt es sich nicht um ein Heim, und es gibt auch keine stationäre Pflege. Die Gemeinde stellt das Gebäude und vermietet es an den ehrenamtlich geführten Wohnträgerverein, der wiederum die einzelnen Appartements an die künftigen Bewohner vermietet.
Der Wohnträgerverein bildet eine von vier Säulen, auf denen das Konzept basiert, die anderen sind die Angehörigengemeinschaft, die den Alltag bestimmt, der ambulante Pflegedienst, der individuell für die Bewohner beauftragt wird, und ehrenamtliche Mitglieder, die Besuche machen oder für die Integration in das Dorfleben sorgen.
Dieses Konzept, das auch auf der GV-Sitzung kurz vorgestellt wurde, fand bei den Gemeindevertretern einhellige Zustimmung. Im Gegensatz zum Amt Hürup, wo neue Gebäude errichtet wurden, gehen die Überlegungen in Schafflund Richtung Umwandlung einer bestehenden Immobilie, um den Prozess insgesamt zu beschleunigen.
Andrea Heinemeier plädierte für das ehemalige Heim „An den Auwiesen“. Es wurde von Adelby1 gekauft, um dort eine Einrichtung der stationären Jugendhilfe zu schaffen, da der Bedarf in dieser Hinsicht derzeit sehr hoch sei, wie Geschäftsführer Heiko Frost auf Nachfrage sagte. Davon habe man jedoch wieder Abstand genommen, weil „ein unter Nachhaltigkeit verantwortbarer Umbau für diese Zweckbestimmung um ein Vielfaches die kostendeckend planbaren Summenwerte übertroffen hätte.“
Die Träger von Kinder- und Jugendeinrichtungen stünden derzeit unter wirtschaftlichem Druck, was zur Zurückhaltung bei der Umsetzung neuer Projekte führe: „Und eine neue Immobilie nicht nachhaltig auszurichten, entspricht nicht den testierten Nachhaltigkeitskriterien von Adelby1.“ Somit steht das Haus wieder zum Verkauf.
Um sich Optionen für den Erwerb von eventuell geeigneten Immobilien für einen „Lichthof“ freizuhalten, beschlossen die Gemeindevertreter eine Vorkaufsrechtsatzung sowohl für diese Liegenschaft als auch für das Praxisgebäude des Landarztes Dr. Carsten Heinemeier, das nach dem Umzug nach Wallsbüll freiwerden wird.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
Bild zur Meldung: Zieht hier eine WG für Menschen mit Demenz ein?