Polnische Grabsteine und tadellose Marionetten
Manfred Neumann aus Schafflund zeigt seine unglaubliche Kuriositätensammlung
Mit den Porzellanköpfen von Bügelverschlüssen alter Flaschen fing alles an. „Schon mit sechs Jahren habe ich gesammelt“, erzählt Manfred Neumann und zeigt die fein aufgefädelten Trophäen seiner Kindheit. Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen, aber die Sammelleidenschaft des 80-Jährigen ist ungebrochen.
Ursprünglich stammt er aus Wilhelmshaven, dann verschlug es ihn in den Norden, wo er an der Werkkunstschule in Flensburg Architektur studierte. Als er vor mehr als 50 Jahren das alte Reetdachhaus in Schafflund kaufte, schuf er sich ein Refugium für die unzähligen Schätze, die hier nach und nach ihren Platz fanden.
Kunstwerke aus Metall
Beim Rundgang im verwinkelten Inneren eröffnen sich immer neue Räume, so angefüllt mit Möbeln, Vitrinen, Bildern und uralten Sachen, dass man die Details kaum einzeln wahrnehmen kann. Und zu jedem Stück weiß Neumann eine Geschichte zu erzählen, zum Beispiel, wie er in den Besitz eines alten Überseekoffers kam, weshalb die riesigen Kachelöfen nicht verkauft wurden, was ihn mit der Skulptur „Maria Magdalena“ verbindet und vieles mehr. Er lenkt den Blick nach unten: „Den ersten Fußboden habe ich aus Polen geholt.“ Aus Polen stammen auch die reich verzierten Grabsteine im Vorgarten – ein ungewöhnlicher Anblick für vorbeifahrende Radfahrer. Nach und nach habe er sie erworben, nachdem sie entwidmet worden seien, berichtet er. Im Freien stehen auch etliche Kunstwerke aus Metall, die er selbst aus Schrottteilen und alten Werkzeugen konstruiert hat.
Doch zurück ins Innere – wo sich übrigens ebenfalls massenhaft skurrile Metallkonstruktionen befinden. In den Vitrinen ist alles thematisch sortiert. Hier finden sich alte Tannenbaumfüße, Spielzeug aus vergangenen Jahrhunderten, Nachttöpfe, Puppen, schöne Blechdosen oder Porsche-Modellautos.
Dort, wo alte Hutschachteln lagern, zeigt der Sammler auf ein besonderes Stück: „Diese Hutschachtel von Hans Jürgensen aus Flensburg habe ich in einem desolaten Zustand auf dem Flohmarkt in Jübek gefunden.“ Sie musste, wie so manches andere, in der Werkstatt erst einmal restauriert werden, um wieder in altem Glanz zu erscheinen. Selbst die Werkstatt entpuppt sich mit unzähligen Beschlägen, Türgriffen und Schlüsseln als Sammlungsort.
Flohmärkte seien aber inzwischen nur noch selten eine Fundgrube, hat Neumann festgestellt. „Du findest nichts mehr, keine Puppen, keine Blechdosen, keine alten Notenblätter.“ Trotzdem fahre er fast jedes Wochenende los, um Flohmärkte zu besuchen, in Husum, Hamburg und am liebsten in Dänemark.
Irgendwo werden auch die neu entdeckten Schätze noch einen Platz finden. So wie das außerordentlich gut erhaltene Papiertheater, bei dem sich die Figuren und Kulissen noch wie früher bewegen lassen.
Stolz ist Neumann auch auf das alte Marionettentheater aus der Jahrhundertwende, das er über eine Annonce in der Zeitung entdeckt hat: „Alle Figuren kann man auseinanderbauen und in einer Kiste verstauen.“
Historisch Bedeutsames oder einfach nur Schönes mit einer interessanten Geschichte, die dahintersteckt, findet sich auch in den Wohnräumen der Familie – die Übergänge sind fließend. „Ich lasse ihn seine Leidenschaft leben“, sagt seine Frau Maria. „Und manchmal gehe ich auch mit zu den Flohmärkten.“
Die drei mittlerweile erwachsenen Töchter wuchsen inmitten der sich permanent vergrößernden Sammlung ihres Vaters auf, sind heute erfolgreich in kreativen Berufen, „möchten aber nichts mitnehmen“, wie sie ihm signalisierten. Und da Neumann nur ungern etwas verkauft, wird seine Sammlung wohl noch weiter wachsen.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
Bild zur Meldung: Polnische Grabsteine und tadellose Marionetten
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Manfred Neumann (03. 09. 2024)
So sieht es bei Manfred Neumann aus.