Großenwiehe wird ländlicher Zentralort
Einstufung der Landesregierung hat positive Folgen für die Einwohner
Noch läuft bis zum 5. Juni das Beteiligungsverfahren der Interessensverbände, aber für das Innenministerium ist es entschieden: Großenwiehe soll ländlicher Zentralort werden. Das geht aus einem sogenannten Raumordnungsbericht hervor, den die Landesregierung kürzlich veröffentlicht hat. Die Gemeinde hatte diese Höherstufung entsprechend beantragt.
Nun mag es etwas ungewöhnlich anmuten, dass es innerhalb eines Amtsbereiches zwei Zentralorte geben wird, Schafflund und eben Großenwiehe. Aber die erforderlichen Kriterien werden erfüllt. Großenwiehe konnte in den vergangenen Jahren einen deutlichen Bevölkerungszuwachs verzeichnen, hat mittlerweile 3310 Einwohner und ist damit die größte Gemeinde im Amtsbereich Schafflund.
Es gibt Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, ärztliche Versorgung, ein Pflegeheim, eine Bank sowie Sportstätten und Räume für Veranstaltungen, die alle auch zur Versorgung benachbarter Gemeinden beitragen. Streng genommen nur einer.
Die Gemeinde Lindewitt sorgt mit ihren 2000 Einwohnern dafür, dass ein Versorgungs- beziehungsweise Nahbereich von mehr als 5000 Einwohner vorhanden ist – ein weiteres Kriterium. Zwar verkleinert sich der Nahbereich des Zentralortes Schafflund entsprechend, behält aber die erforderliche Größe.
Jährlich gesonderte Geldzuflüsse
In Großenwiehe sieht man einen gut geeigneten Entwicklungsschwerpunkt im wachsenden Umland von Flensburg für Wohnen, Gewerbe und Infrastruktur, wie es im Raumordnungsbericht des Innenministeriums heißt. Was bedeutet dies nun? In erster Linie sind damit jährlich gesonderte Geldzuflüsse zu erwarten, die sogenannten Zentralörtlichen Mittel. Dies sind in der Regel mehr als 300 000 Euro oder auch mehr als 400 000 Euro. Sie sind allesamt für übergemeindliche Aufgaben wie Schulen, Sportstätten, Schwimmbäder und andere Einrichtungen der Daseinsvorsorge zu verwenden. „Hier und da macht es zudem die Projektumsetzung und -unterhaltung leichter“, freut sich auch der Leitende Verwaltungsbeamte Jörg Hauenstein für Großenwiehe. Bürgermeister Keno Jaspers befindet sich im Urlaub, aber der Flurfunk hat wohl schon funktioniert.
Sein Stellvertreter und Altbürgermeister Michael Schulz erinnert sich noch, dass man bereits vor fünf Jahren versucht habe, hochgestuft zu werden. „Damals fehlten uns 14 Einwohner, um die geforderten 3000 zu überschreiten. Umso erfreulicher ist es, dass es nun geklappt hat.“
Übergreifende Versorgungsfunktion
Er weist auch noch einmal auf die übergreifende Versorgungsfunktion der Gemeinde vor allem für Lindewitt hin. Aber auch im Bereich der Dänischen Minderheit unterstütze man die Schule und die Kita, deren Sphären über diesen Nahbereich hinaus reichen. Auch Schulz sieht, dass nun mehrere Projekte in den Südgemeinden des Amtes mit einer solchen jährlichen Finanzspritze einfacher unterhalten werden können. Und neue Projekte könnten nun leichter angeschoben werden. „Ich denke dabei an ein gemeinsames Familienzentrum mit Lindewitt und an die kommende geforderte Ganztagsbetreuung in der Offenen Ganztagsschule.“ Die Gemeinde kann ab dem Haushaltsjahr 2025 mit den Finanzzuweisungen für einen ländlichen Zentralort rechnen. Großenwiehe ist die einzige Gemeinde von neun Antragstellern im Lande, die nun zum ländlichen Zentralort hochgestuft werden soll. Unter den acht abgelehnten sind aus dem Kreisgebiet Husby und Stapel. Handewitt strebte an, Stadtrandkern II. Ordnung zu werden. Der Hauptablehnungsgrund liegt laut der Stellungnahme des Innenministeriums darin, dass die Gemeinde keinen Versorgungsbereich mit mehr als 10 000 Einwohnern in einem engen räumlichen Zusammenhang, sprich dem Dorf Handewitt, aufweisen kann.
Quelle - SHZ Reinhard Friedrichsen