Entlastung und Spaß zugleich
Etwas freie Zeit für pflegende Angehörige, während die Senioren miteinander schnacken, basteln und spielen: Zu Besuch in der Mittwochsgruppe im Tagestreff Schafflund
Der Mittwoch ist mein schönster Tag in der Woche.“ Helga Girke muss nicht lange überlegen, was ihr am Tagestreff in Schafflund gut gefällt, und ergänzt: „Ich mag den Zusammenhalt hier untereinander.“
Genau vor drei Jahren wurde der Tagestreff als Teil der Sozialstation im Amt Schafflund eröffnet, zunächst allerdings mit nur wenigen Gästen. Doch nach und nach konnten die Plätze erweitert werden, sodass die Mitarbeiterinnen jetzt täglich 16 Personen umsorgen.
Die meisten werden morgens von den Kleinbussen des Tagestreffs abgeholt, so wie Marianne Kamrath aus Großenwiehe. „Ich komme dreimal die Woche, in der Zeit kann meine Tochter arbeiten“, erzählt die 87-Jährige. Während sie zu Hause aus ihren eigenen Bücherregalen gern Biografien liest, freut sie sich im Tagestreff auf die Unterhaltung mit anderen und das gemeinsame Spielen.
Doch zunächst sind morgens alle zu einem Frühstück eingeladen. Bis spätestens 9 Uhr sind auch die letzten eingetrudelt, heute ist nur einer verhindert, und auch die Mitarbeiterinnen sind komplett an Bord – die Krankheitswelle hat hier noch nicht zugeschlagen.
Frühgymnastik für alle
Nach der Frühstücksrunde animiert Silke Carstensen zur Frühgymnastik im Sitzen. Nun ja, nicht bei allen stößt das auf Begeisterung, aber wer Spaß daran hat, macht mit, die anderen schauen zu oder machen sich kurz mal auf den Weg zur Terrasse, ein Platz im Freien, den auch Horst Dreyer mit seinem Rollstuhl gern ansteuert.
Jeder kann hier selbstbestimmt entscheiden. „Das Wichtigste ist, dass sich alle bei uns wohlfühlen“, stellt Petra Klein fest. Die Pflegedienstleiterin weist auf die zweifache Zielsetzung der Einrichtung hin: Beschäftigung, Geselligkeit und Aktivierung der Tagesgäste einerseits und Entlastung für die pflegenden Angehörigen andererseits.
Und die Beschäftigungsangebote sind sehr unterschiedlich, richten sich nach den Jahreszeiten, den Wünschen der Senioren und der Zusammensetzung der Gruppen an den jeweiligen Tagen. So mag die Dienstagsgruppe gern singen, während sich heute am Mittwoch mehrere Spielgruppen bilden. Mensch-ärgere-dich-nicht ist beliebt, ebenso Rummikub oder das Eselspiel.
Bei Letzterem muss man sich gut konzentrieren und gleichzeitig ein bisschen Glück mit den Karten haben. Gerda Meierdierks, Bärbel Schwenkner und Gertrud Hoffmann sind ein eingespieltes Team, und weil der Spaß im Vordergrund steht, gibt man sich trotz strenger Regeln gegenseitig durchaus mal einen Tipp.
Gertrud Hoffmann gehört zu den ersten Gästen, ist seit drei Jahren dabei. An die 86-Jährige, deren Diamantene Hochzeit kurz bevorsteht, erinnern sich vermutlich viele Medelbyer, denn sie war eine der neun jungen Frauen, die vor Jahrzehnten engagiert die Kinderbetreuung vorangetrieben haben, damit Frauen berufstätig sein konnten. Man half sich gegenseitig aus zu verlässlichen Zeiten. Erfolg dieser Arbeit war dann der Bau des Kindergartens in den 1970er-Jahren.
Für die Lebensgeschichten der Tagesgäste haben die Mitarbeiterinnen immer ein offenes Ohr – man kennt sich und vertraut einander.
Als frisches Tannengrün auf die Tische gelegt wird, um neue Gestecke anzufertigen, kommen Erinnerungen an frühere Weihnachten hoch. Und Margot Johannsen aus Osterby zeigt, wie geschickt sie die Dekoration arrangieren kann – schließlich ist sie eine gelernte Floristin.
Struktur im Tagesablauf
Karl-Wilhelm Jürgensen, Nachbar aus Osterby, beobachtet das Geschehen lieber und kommentiert es humorvoll.
Doch auch die, die eher still am Tisch sitzen und sich an aktuellen Gesprächen nicht mehr beteiligen können, scheinen in dem strukturierten Tagesablauf gut aufgehoben. Und sobald sich eine Pflegekraft zu ihnen setzt, in ein Einzelgespräch einsteigt und an alte Erinnerungen anknüpft, kommt ein Dialog in Gang.
Struktur geben natürlich die Mahlzeiten. Punkt 12 Uhr steht das Mittagessen auf dem Tisch. Geliefert wird es aus dem Restaurant „Utspann“, aber einmal die Woche wird mit den Senioren zusammen gekocht. Den Nachtisch bereiten die Mitarbeiterinnen immer selbst zu, heute gibt es Grießpudding mit roter Grütze – das kommt gut an. Danach gönnen sich einige ein Mittagsschläfchen in den Ruheräumen, andere beschäftigen sich je nach Lust und Laune, bis der Nachmittagskaffee alle wieder zusammenruft – mit selbstgebackenem Kuchen.
50 Gäste in jeder Woche
Gegen 16 Uhr stehen die Busse bereit, um alle Gäste nach Hause zu fahren. Insgesamt sind es 50 Tagesgäste, die sich auf die 16 Plätze pro Tag verteilen. „Wir haben eine gute Auslastung“, sagt Geschäftsführerin Kathrin Clausen. Erfreulich sei dabei, dass sich die Tagespflegeeinrichtung seit dem Sommer selbst trage. Von den 69 Mitarbeitern der Sozialstation sind zehn im Tagestreff tätig, „aber die Mitarbeitergewinnung ist und bleibt unser zentrales Thema.“
Quelle - Helga Böwadt
Bild zur Meldung: Entlastung und Spaß zugleich
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Tagestreff 2023 (08. 01. 2024)
Bilder von Helga Böwadt