Ein Paradies für Eisvögel
Horst Eske in Schafflund hilft der bedrohten Art, satt zu werden und plant noch mehr
Mit einem großen Kescher holt Horst Eske einige der kleinen Fische heraus, die zuhauf in einem Wasserballich am Rande eines großen Teiches schwimmen. „Das sind alles Biotopfische“, sagt der Senior des Koi-Centers in Schafflund. „Moderlieschen, Bitterlinge, Elritzen oder Stichlinge sind meist zu klein für den Fischreiher, aber für den Eisvogel sind sie gerade richtig.“
Zehn Stück davon verspeise ein Eisvogel so am Tag, erzählt er, bei mehreren Pärchen inklusive Jungvögeln benötige man deshalb ein ausreichendes Nahrungsangebot, um sie satt zu bekommen. Und da der Eisvogel zu den Standvögeln gehört, ist er in harten, langen Wintern, in denen Teiche und Wasserläufe zufrieren, überaus gefährdet.
Der „Fliegende Edelstein“, wie der farbenfrohe Vogel auch genannt wird, sitzt gern auf Zweigen oder Ästen über dem Gewässer und lauert wachsam auf seine Beute, die er im Sturzflug ins Wasser eintauchend erwischt. 1995 wurde er als gefährdet eingestuft, aber inzwischen hat sich die Population erholt, nicht zuletzt durch zahlreiche Initiativen, sodass Eisvögel nur noch als besonders geschützte Art gelten.
Jetzt im Frühling suchen die schillernden Vögel für ihre Brut Erdhöhlen an Abbruchkanten auf. Um ihnen neben den natürlichen Gegebenheiten am Schafflunder Mühlenstrom noch mehr Möglichkeiten zu bieten, wurden bereits vor einigen Jahren vom Angelsportverein Angelrute Schafflund große Gitterboxen mit künstlichen Höhlen abseits des Dorfes versteckt aufgestellt.
Und auch im Koi-Center hat Horst Eske für zusätzliche Bruthilfen gesorgt, nicht nur für den Eisvogel, sondern mit rund 30 Nistkästen für die heimische Vogelwelt, die in nahezu fünfzehn verschiedenen Arten auf seinem Gelände vorkommt. „Man muss etwas tun“, sagt Eske, „in Zukunft werden die Kinder sonst keine Vögel mehr kennen, weil keine da sind.“ Und kritisch fügt er hinzu: „Viele Leute reden nur, wollen überall mitmischen, aber sie machen selbst nichts.“ Bevor man von sich sagen könne, man sei Umweltschützer, müsse man erst einmal selbst etwas tun und sich praktisch kümmern, meint er. Auf dem 20000 Quadratmeter großen Gelände des Koi-Centers, das vor 30 Jahren noch eine Baumschule war, bilden die Wallsbeker Teiche in ihrem natürlichen Umfeld mit möglichen Ansitzen beste Bedingungen für den Artenschutz.
Damit der Eisvogel ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfindet – und sich nicht an kleinen Kois vergreift – wurde 2007 ein Pilotprojekt mit dem Ministerium gestartet. „Es hat sich bis heute zu einem erfolgreichen Dauerprojekt entwickelt“, sagt Thomas Gall vom Referat Schutzgebiete/Artenschutz. „Die hohe Dichte an kleinen Köderfischen in den Teichen ist attraktiv für den Eisvogel, und die Bottiche mit Sprudelanlagen für die Winterfütterung haben sich als Gesamtpaket bewährt und sorgen für ein kleines Eisvogelparadies.“
Doch Horst Eske will noch mehr: „Privatpersonen könnten ihre Teiche mit Biotopfischen besetzen und dafür sorgen, dass die Gewässer im Winter offenbleiben.“ Dafür gebe er seine Besatzfische zum Selbstkostenpreis ab. Der 83-Jährige zeigt eine lange Liste von Abnehmern – aber nicht überall findet er Zustimmung: „Aus meiner Sicht sollten viel mehr kleine Fische angesiedelt werden, um die Eisvögel zu ernähren, auch auf Golfplätzen oder auf naturnahen Flächen, doch der BUND sieht es oft anders.“
Gern öffnet er sein Refugium für Besucher: „Radlergruppen oder Kita-Kinder kommen hierher und bekommen eine Führung durch das Gelände.“ Den scheuen Eisvogel werden sie aber wohl nur mit etwas Glück in seinem pfeilschnellen Flug zu Gesicht bekommen. Es bedarf schon einer großen Portion Geduld und Erfahrung, um so eindrucksvolle Fotos von diesem „Juwel“ machen zu können, wie es dem Naturfotografen Karl-Heinz Lambert gelungen ist.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
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