Brötchen und Bällchen „to go“
Drive-in-Station mit einem umfangreichen Frühstücksangebot vor dem „Utspann“ in Schafflund
Es läuft nicht immer alles nach Plan. Jedenfalls nicht in diesem Jahr. Eike Rörden, Geschäftsführerin des Gasthofes „Utspann“ in Schafflund, wartet sehnsüchtig auf die Lieferung eines mobilen Verkaufsstandes – doch die verzögert sich immer wieder. „Wir wollten unbedingt Mitte November mit unserer Pick-up-Station starten“, erzählt sie. Deshalb stehe jetzt eine Holzhütte als Provisorium auf dem Parkplatz.
Als der zweite Lockdown angekündigt wurde, war die Idee eines „Drive-in“ mit kontaktlosem Verkauf geboren. Täglich ab 5.30 Uhr bis 11 Uhr gibt es dort nicht nur belegte Brötchen. Eike Rörden zeigt stolz auf die Karte mit dem vielseitigen Frühstücksangebot: „Ob Vitalbällchen, Muffins oder Milchreisvariationen, wir machen alles selbst.“ Und weil ihr die Regionalität ihrer Produkte so wichtig ist, schiebt sie noch nach: „Aus Hörup kommt der Joghurt.“
Als Eike Rörden zum Jahresbeginn als Geschäftsführerin der neuen Betreibergesellschaft den Landgasthof in Schafflund übernahm, war sie voller Tatendrang. „Es sind Herausforderungen, wie ich sie liebe. Es macht Spaß, neue Prioritäten zu setzen“, sagt sie. „Aber rückblickend hätte ich natürlich lieber neue Ideen für Veranstaltungen gesucht.“ Es kam anders.
Der Betrieb lief zunächst auf Hochtouren an, dann kam der Lockdown. Und der habe zu einer Krisensitzung am 15. März geführt, deren Verlauf heute noch „Gänsehautgefühle“ auslöse. „Alle 24 Mitarbeiter haben ihre wirtschaftliche Situation erklärt, und jeder hat dabei sozial an die anderen gedacht“, erinnert sich Eike Rörden. So wurden Kündigungen ausgesprochen in der Hoffnung, nach wenigen Wochen werde es wieder aufwärts gehen. Gleichzeitig wurde mit einer Handvoll Mitarbeiter das Außer-Haus-Geschäft angekurbelt und ein zusätzliches Mittagstisch-Angebot auf das Wochenende ausgeweitet.
„Wir waren glücklich, dass das absolut gut angenommen wurde“, sagt die 41-Jährige. Vor allem hätten die Drei-Gänge-Menüs inklusive kleiner Präsente an den Festtagen zu einer großen Nachfrage geführt – eine logistische Herausforderung. „Wir haben Tourenpläne für den Lieferservice geschrieben und konnten das E-Mobil nutzen.“
Kleiner Wermutstropfen: Die Rechnung wurde dem Essen beigelegt, um eine kontaktfreie Übergabe zu gewährleisten – und wurde von einigen Bestellern nicht überwiesen. Doch Eike Rörden bleibt zuversichtlich und bietet weiterhin diesen Service an: „Manchmal ist es anstrengend, aber ich habe die Lust noch nicht verloren.“
Im Sommer durften die Hotelzimmer wieder gebucht und das Restaurant unter strengsten Auflagen wieder eröffnet werden. Der große Saal wurde zum Restaurant umfunktioniert. Allerdings kam es bei einigen Gästen nicht so gut an, denn „vorne ist es doch viel gemütlicher“. Ja, aber zu eng. Kritik lässt Eike Rörden nicht kalt: „Was ich noch nicht habe, ist das dicke Fell, das man braucht.“
Zurzeit zieht sie sich häufiger vom direkten Kontakt zu den Gästen an der Abholstation zurück: „Der verdeckte Mund plus Corona-Distanz sind für mich ein Problem.“ Was viele nicht wissen: Seit ihrem sechsten Lebensjahr trägt Eike Rörden wegen ihrer Schwerhörigkeit Hörgeräte. Eine schwierige Situation. „Manche halten mich dann für unfreundlich, weil ich sie nicht verstanden habe“, bedauert sie.
Ihren Optimismus behält sie trotz aller Widrigkeiten des Pandemie-Jahres – einschließlich eines Einbruchs, bei dem der Tresor aufgehebelt und geleert wurde. „Wir sind seit dem Sommer wieder 22 Mitarbeiter und bieten aktuell durchgehend warme Küche außer Haus an“, erzählt sie. Um durch die Krise zu kommen, wurden noch mehr Ideen entwickelt: Das hausgemachte Dressing steht nun auch beim Einzelhandel, Flyer für den Liefer-Service wurden im großen Umkreis verteilt, und für Weihnachten kommt eine küchenfertige Ente für zu Hause ins Angebot.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
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