Frische Impulse für die Region
Mit 110 Teilnehmern war die vierte „Regionalkonferenz Sozialplanung“ die mit Abstand am stärksten besuchte dieser Reihe. Sie richtete sich an Interessierte aus den Ämtern Schafflund, Eggebek und Oeversee sowie der Gemeinden Harrislee und Handewitt. Es kamen Vertreter von Vereinen, Verbänden, aus der Kommunalpolitik, betroffenen Berufsgruppen und interessierte Bürger.
Stefanie Hellriegel, Jugendhilfe- und Sozialplanerin des Kreises Schleswig-Flensburg, moderierte die Veranstaltung und hatte klare Vorstellungen. „Ich erwarte Impulse, was an der Basis in der Region wirklich notwendig ist. Was ist obenauf, was soll weiter entwickelt werden?“ Ob sie denn nicht befürchte, dass die Ergebnisse einer solchen Tagung anschließend in den Schubladen verschwinden? „Wir sehen uns auch als Kümmerer, die diese Themen hochhalten“, antwortete sie.
Die methodische Vorgabe für die vier Workshops der Konferenz war eindeutig: zukunftsgerichtet, konkret, verantwortlich und innovativ. So sollten echte und möglichst greifbare Ergebnisse erzielt werden, die kurzfristige Maßnahmen und einen Idealzustand in fünf Jahren beschreiben sollten.
Für den Bereich Bildung und Gesundheit von Kindern ergab sich die deutliche Forderung nach dem Erhalt auch der kleineren Schulstandorte. Für die Verknüpfung von Bildungsangeboten gebe es mit Bildungslandschaften und -häusern schon einige gute Beispiele im Kreisgebiet. Chancen auf Bildung und Gesundheit für alle Kinder könnten mit kurzfristigen Maßnahmen geschaffen werden – etwa mit der Beitragsfreiheit für Kinder in Sportvereinen oder der Vergabe von Stipendien für Offene Ganztagsschulen.
„Die vielfältige Zusammensetzung in diesem Workshop und der Zwang zu konkreten Vorschlägen führte zu einem effektiveren Austausch als unter reinen Berufskollegen“, war die einhellige Meinung von Maren Thomsen und Heike Petersen, Schulleiterinnen aus Kleinjörl und Eggebek.
Das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bleibt ein Dauerthema. Die Beseitigung der Niedriglohnjobs gehört dazu, denn „Wer im Erwerbsleben arm ist, wird es im Alter erst recht sein“, betonte Anika Nissen, Leiterin des Workshops. Neben konkreten Diskussionsergebnissen wurden unmittelbar Handlungsaufgaben an Teilnehmer vergeben. Karin Carstensen, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses des Kreises, wird sich im „Örtlichen Beirat“ bei regionalen Arbeitgeberverbänden dafür stark machen, mehr Frauen in Teilzeitbeschäftigung und auch -ausbildung zu bringen. Utta Weissing, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Harrislee, wird sich um die Ausrichtung einer Messe zum Thema bemühen. Aber auch um „Leihomas“ und „Leihopas“ solle wieder geworben werden. Ihr Einsatz sei sehr wirkungsvoll.
Beim Thema bessere Erreichbarkeit von Versorgungseinrichtungen kamen die Teilnehmer schnell zur Erkenntnis, dass bei vielen Lösungsansätzen das Ehrenamt immer stärker und öfter in die Verantwortung genommen wird. Dies führe zwangsläufig zur Überforderung und Überlastung und so zu nachlassender Bereitschaft. „Wir müssen aus unserer kleinen Welt ausbrechen und uns vernetzen“, bekräftigte Lars Fischer, Leitender Verwaltungsbeamter in Eggebek. Dazu gehe man im Amt Eggebek einen neuen Weg: Ein hauptamtlicher „Bürgernetzwerker“ soll künftig die Vernetzung des Ehrenamtes und vorhandener Angebote vor Ort vorantreiben und koordinieren.
Ähnlich ist die Erkenntnis bei der Beschäftigung mit dem Problemfeld Migration/Flüchtlinge. Das Ehrenamt dürfe nicht weiter überbelastet werden, sondern hauptamtliche Strukturen müssten verstärkt werden. Wirkungsvolle Schritte in die Integration könnten natürlich weiterhin vor Ort gegangen werden. Gesellschaftliche Teilhabe am Vereinsleben im Sportverein oder in der Freiwilligen Feuerwehr blieben ein geeignetes Mittel und ließen sich umgehend umsetzen.
Stefanie Hellriegel sicherte den Teilnehmern am Ende zu: „Wir werden allen Entwicklungen, die sich aus dieser Konferenz ergeben, weiter nachgehen.“
Text - SHZ Reinhard Friedrichsen