Weltenbummler startet neu durch
Nach der Corona-Zwangspause setzt Christopher Fritze aus Schafflund seine Reise mit dem Fahrrad fort
Welcome Cambodia! Endlich, nach drei Jahren Zwangspause, wurde Christopher Fritze beim Grenzübertritt freundlich empfangen. „Ein unglaublich emotionaler Augenblick für mich“, sagt der Fahrrad-Weltreisende aus Schafflund, dessen Plan, die Kontinente der Welt allein mit dem Fahrrad zu erkunden, durch Corona jäh in Laos gestoppt wurde. „Jetzt kann ich gedanklich einen Schlussstrich unter meine Corona-Geschichte ziehen und bin frei für das, was auf mich zukommt – mein Dickkopf hat sich durchgesetzt, die Pandemie habe ich erfolgreich ausgesessen“, berichtet Christopher Fritze.
Und so nahm er als Ausgangspunkt für die Reise nach Kambodscha genau den Ort Pakse in Laos ins Visier, 150 Kilometer vor der Grenze, wo er gestoppt wurde. „Diese Strecke war so etwas wie meine Memory Lane und als Vergangenheitsbewältigung gedacht.“ Bei teilweise über 40 Grad Celsius und manch einem Buschfeuer entlang der Straßen musste er erst einmal wieder richtig Tritt fassen, „aber ich groovte mich so langsam ein und legte im Schnitt wieder 80 bis 100 Kilometer zurück.“
Angkor Wat als Reise-Highlight
Das Highlight in Kambodscha war ohne Zweifel Angkor Wat mit der großen Tempelanlage drumherum. „Selbst in drei Tagen habe ich noch längst nicht alles gesehen, was hier vor 1000 Jahren erbaut wurde.“ Ein besonderes Erlebnis seien auch die farbenfrohen schwimmenden Häuser auf dem Sanker Fluss gewesen.
„Mir wurde wieder bewusst, dass es auf der Welt so ganz andere Lebensmodelle gibt, in denen die Menschen glücklich sind“, sagt der 38-Jährige, der damit den Hauptgrund seiner Weltreise skizziert: fremde Menschen und ihre Kulturen kennenzulernen, während man durch beeindruckende Naturlandschaften fährt.
Und als Einzelner auf dem Fahrrad komme man den Menschen sehr nah. Es seien die herzlichen Gesten der Gastfreundschaft, die ihn beeindrucken, sagt er. Überall würden ihm spontan Wasserflaschen gereicht oder frische Früchte. Ein Beispiel aus Malaysia, seinem derzeitigen Standort: „Ich war in der Stadt angekommen, die Geschäfte hatten geschlossen, und ich suchte ein Hotel und einen Bankautomaten. Ein Autofahrer neben mir kurbelte das Fenster herunter und fragte, ob er helfen könne. Er würde zum Hotel vorausfahren.“ An der Rezeption angekommen, habe man ihm mitgeteilt: „Dein Freund hat reserviert und bezahlt.“ Die Nachricht dazu: „Genieße deine Zeit.“ Grund für diese großzügige Geste einem Fremden gegenüber war, wie sich später herausstellte, das Ende des Ramadans, wo Muslime darauf bedacht sind, etwas Gutes zu tun.
Unvorhergesehene Überraschung in Thailand
Eine völlig unvorhergesehene Überraschung ganz anderer Art erwartete ihn Anfang April in Thailand, als er auf einer Fähre plötzlich ein Origami-Herz überreicht bekam mit folgendem Text: „Alles Gute zum Geburtstag. Lass uns ein Spiel spielen, finde mich auf dem Deck.“
Versteckt hatte sich seine Freundin Saita, die sich tatsächlich aus Laos auf den Weg gemacht hatte, um den Geburtstag mit ihm zu verbringen. „Daraus wurde ein herrlicher einwöchiger Urlaub in Thailand“, erzählt Christopher Fritze.
Zuhause gefunden in Luan Prabang
Wer unsere Berichte über seine Erlebnisse seit dem Start der Weltreise verfolgt hat, los ging es von der Flensburger Hafenspitze im Sommer 2019, weiß um die Beziehung zur Französin Saita, die sich im vergangenen Jahr in Luang Prabang in Laos während der Pandemie entwickelt hat.
Inzwischen leben beide zusammen mit ihrem Hund in einem Häuschen in Luang Prabang, mitten in der Natur – und gewähren sich Freiräume, sodass Christopher Fritze seinen Traum einer Fahrrad-Weltreise weiterhin in Etappen verwirklichen wird. Um finanziell unabhängig zu sein, arbeitet er seit geraumer Zeit an drei Tagen die Woche für seinen Hamburger Arbeitgeber: „Das funktioniert prima.“
Momentan muss er jedoch zum ersten Mal das Leben als „digitaler Nomade“ unter den Bedingungen seiner Fahrradtour erproben: „Das bedeutet, ich muss am Sonntag schauen, wo ich die nächsten drei Tage bleiben werde.“ Schließlich sind Strom und Internet dafür erforderlich. „Aber in Thailand beispielsweise gibt es in jeder Stadt Co-Working-Spaces.“ Jetzt geht es zunächst in Malaysia die Westküste hinunter, und dann steht das Ziel dieser Südostasien-Etappe auf dem Programm: Singapur.
Quelle - Helga Böwadt
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