„Ich bin glücklich, helfen zu können“
Für eine Stammzellspende lässt die Friseurmeisterin Carmen Erdmann mit eigenem Salon in Schafflund alles stehen und liegen
Eile schien geboten, als Carmen Erdmann im September letzten Jahres eine E-Mail von der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) bekam. „Man habe mich telefonisch nicht erreichen können, habe mir aber schon ein Paket geschickt“, erzählt sie.
Die Nachricht kam wie aus heiterem Himmel, denn die Typisierungsaktion in Schafflund, an der sie teilgenommen hatte, lag immerhin schon fast vier Jahre zurück. Und nun sollte alles sehr schnell gehen, eine aufregende Zeit, denn „das machst du ja nicht jeden Tag.“
Das Paket mit den Röhrchen kam ins Haus, der Hausarzt nahm Blut ab, alles wurde wieder verpackt und zurückgeschickt. „Dann hörte ich erst einmal nichts mehr, fast vier Wochen lang“, sagt die 42-Jährige, die währenddessen überlegte, ob sie überhaupt in Urlaub fahren könne.
Dann endlich die Erleichterung: Ja, es gebe eine sehr hohe Übereinstimmung mit dem Patienten, für den ihre Stammzellspende vorgesehen sei. Erneut wurde die Frage gestellt, ob sie immer noch bereit sei zu spenden. Für Carmen Erdmann eine klare Sache: „Wenn ich mich einmal entschieden habe, dann kneife ich doch nicht. Ich bin so glücklich, dass ich helfen kann.“
Schon jetzt spüre sie eine Verbundenheit zu ihrem genetischen Zwilling. Nun geht es Mitte März nach Berlin zur gründlichen Voruntersuchung und etwa zwei Wochen später zur peripheren Stammzellentnahme, „mit einem langen Hörbuch für die zirka drei bis fünf Stunden dauernde Blutwäsche.“
Dafür lässt die Friseurmeisterin mit eigenem Salon in Schafflund gern alles stehen und liegen: „Ich bin tiefenentspannt und empfinde vor allem Vorfreude.“ Die DKMS habe sich bisher rührend gekümmert und für sie und ihren Mann als Begleitperson in Berlin alles perfekt organisiert.
Tochter ist registriert
Unterstützung findet sie auch bei ihren Kindern Jeske und Ayleen. Ayleen hätte sich am liebsten ebenfalls schon 2018 typisieren lassen, war aber damals noch zu jung. Mit 17 kann man sich registrieren lassen, wird dann aber erst mit 18 „freigeschaltet“. Und das hat die heute 19-Jährige getan: „Ich habe mir online das Proben-Päckchen schicken lassen, das war völlig unkompliziert und kostenlos.“
Ayleen, die gerade an der Handewitter Schule ihr Abi macht, würde danach gern eine Ausbildung beim Zoll beginnen, doch das klappte im ersten Anlauf nicht, und weil sie sich eigentlich stark darauf fokussiert hatte, fehlt ihr nun der Plan B. Absolut sicher ist sie sich jedoch, dass sich möglichst viele Menschen typisieren lassen sollten – dafür brauche es keinen Plan B. „Ich habe auch schon Freunde mit ins Boot geholt“, erzählt Ayleen. Möglicherweise ein Leben retten zu können, das ist ihr ein Herzensanliegen.
Quelle - SHZ . Helga Böwadt
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